Schopfheim: Signalkrebs nimmt Schlierbach in die Zange | SÜDKURIER

2022-11-07 16:50:25 By : Ms. Sela Zuo

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Schopfheim – Unschöne „Bescherung“ für die heimischen Krebse – der Signalkrebs, ein Invasor und echter Killer, macht sich in hiesigen Gewässern immer mehr breit – auch im Schopfheimer Raum und hier derzeit insbesondere im Schlierbach. Bruno Imbery, Gewässerwart des Angelsportvereins Schopfheim (ASV) beobachtet dies mit Sorge. Dem Krebs soll daher verstärkt zu Leibe gerückt werden – und das ist buchstäblich zu verstehen.

Zwickt mich mal bitte jemand? Als Bruno Imbery, Gewässerwart des Anglersportvereins Schopfheim (ASV), die Reuse öffnet, sind Imbery wie auch der Journalist dieser Zeitung kurz baff. Imbery hatte den metallenen Fangkäfig in der Nacht zuvor – mit zwei Hundeleckerlis als Köder ausgestattet – in Fahrnau beim Silberbrünnle-Weg in den Schlierbach eingesetzt, um am nächsten Tag dem Journalisten zum Gespräch fangfrisch einen Signalkrebs präsentieren zu können. „Ich hatte gehofft, dass vielleicht ein oder zwei drin sind.“ Es sind aber – Überraschung – sage und schreibe 23 Signalkrebse, die sich da im Käfiginneren tummeln. So lässt sich mit Blick auf den Namen der Krebsart denn auch ohne Übertreibung von einem unübersehbaren Warnsignal sprechen, das von diesem Fang ausgeht. Denn: Der Signalkrebs ist nicht nur ein Eindringling, eingeschleppt aus Nordamerika, sondern vor allem eine echte Gefahr für die heimischen Krebse, erklärt Bruno Imbery.

Er kann bis zu 20 Zentimeter lang werden, ist damit größer als die heimischen Arten Edel-, Stein- und Dohlenkrebs. Er ist auch viel aggressiver. Eines der Exemplare, die Imbery ins Käfignetz gegangen sind, stellt dies sogleich unter Beweis: Als Imbery den Fang in einen Eimer umschüttet und danach einen der Krebse herausholt, will dieser sofort zukneifen: Zack, schon blutet Imberys Finger. Dabei hat er ihn nur gestreift. „Man muss gut aufpassen. Die Scheren sind spitz und scharf“, weiß Imbery aus Erfahrung. Der Signalkrebs ist den heimischen Arten aber nicht nur körperlich überlegen und verdrängt sie daher mühelos – er überträgt obendrein auch eine hochansteckende Form der Krebspest, ist aber selber resistent gegen diese Erreger. Die Folge: Wo er auftaucht, werden heimische Bestände komplett ausgelöscht.

So sind denn auch in Deutschland die heimischen Arten mittlerweile in ihrem Bestand stark gefährdet und stehen allesamt unter Schutz. Der Signalkrebs hingegen steht auf der von der Europäischen Kommission 2016 erstmals veröffentlichten Liste „invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“. Sie weist 37 Tier- und Pflanzenarten aus, die aus anderen Kontinenten absichtlich oder unabsichtlich nach Europa eingeführt wurden und sich hier mit erheblich nachteiligen Folgen für die Umwelt verbreiten. „Das ist ein extrem hohes Aufkommen.“ Gewässerwart Bruno Imbery Seit einiger Zeit gibt es denn auch immer mehr Bestrebungen, dem Signalkrebs Einhalt zu gebieten – wo dies geht und sinnvoll erscheint. An der Kander etwa wurden Schutzvorrichtungen aus glatten Stahlblechen errichtet, die ihn daran hindern sollen, sich weiter flussaufwärts auszubreiten.

Im Raum Schopfheim nun beobachten Imbery und der ASV insbesondere im Schlierbach eine Ausbreitung des Signalkrebses. Eingewandert sind sie wohl aus dem Maulburger Floßkanal, vermutet Imbery. Dort hat er sie vor rund sechs Jahren das erste Mal entdeckt. Mittlerweile haben sie sich den Schlierbach hochgearbeitet und verbreiten sich hier nun explosionsartig. Vergangenes Jahr gingen bei einer dreitägigen Fangaktion mit drei Reusen 40 Exemplare ins Netz. Dass es jetzt in einer Nacht und bei einer Reuse schon 23 sind, überrascht Imbery: „Das ist ein extrem hohes Aufkommen.“ Auch dass sie jetzt schon so weit vorgedrungen sind – die Fangstelle befindet sich kurz vor den Krattenbecken. Imbery hofft, dass es zumindest dahinter noch heimische Krebse gibt. Stellt sich die Frage: was tun? Hier Absperrungen machte keinen Sinn mehr, so Imbery. Zu sehr hat sich der Signalkrebs bereits ausgebreitet – auch im Krebsbach wurden bereits Exemplare gesichtet, dort hatten die Angler in der Vergangenheit immer wieder große Flusskrebse beobachtet.

Gleichwohl müsse es jetzt darum gehen, den Signalkrebsbestand „so klein zu halten wie nur irgend möglich“. Das heißt: Ihn noch stärker zu befischen als bisher. Er werde da auch an die Mitglieder des ASV appellieren, verstärkt Reusen zu stellen und verstärkt auf Krebsfang zu gehen, so wie dies auch Angelsportvereine machen. Beim Wehrer Verein etwa werden mittlerweile Anglerkarten eigens für den Signalkrebsfang an der Wehra ausgegeben, um dem Eindringling zu Leibe zu rücken. Zu Leibe rücken ist für den Signalkrebsfang dabei ein durchaus treffendes Bild – darf er doch als fremde Art nicht anderswo wieder in ein Gewässer eingesetzt, sondern muss getötet werden. Konkret bedeutet das: Er wird gegessen. Und wie schmeckt Signalkrebs? „Wirklich gut – vergleichbar etwa mit Krabbenfleisch“, weiß Imbery.

Der bräunlich bis olivgrüne Signalkrebs wurde um 1960 durch schwedische Krebsliebhaber aus Nordamerika nach Europa importiert. Von Schweden aus wurde er in ganz Europa verbreitet. Der Signalkrebs kommt in fließenden Gewässern aber auch in Seen vor und wird in der Regel bis zu 16, mitunter aber auch bis zu 20 Zentimeter groß. Er ist äußerst aggressiv. Wo er vorkommt, verdrängt er einheimische Arten beziehungsweise erlöschen heimische Bestände, da er Überträger der Krebspest ist. Signalkrebse sind wie die einheimischen Krebse Allesfresser, ernähren sich von herabgefallenem Laub, Insektenlarven und kleinen wirbellosen Flusstierchen, aber auch von Fischlaich und kleinen Fischen. Die Tiere sind vornehmlich nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen oder in Höhlen. (hö)

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